Queerness in unserer Umgebung – Wenn Geschichte und Gegenwart aufeinandertreffen

Am Montag trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projektes „Inhaftierung Homosexueller zur Zeit des Nationalsozialismus und ihre Situation heute – Arbeit mit der Sonderausstellung des Kreismuseums Wewelsburg“. Acht Neuntklässler beschäftigten sich intensiv mit den Geschehnissen während des Nationalsozialismus in unserem nahegelegenen Ort Wewelsburg, dessen Burg im Jahr 1934 durch Heinrich Himmler zu einem Versammlungsort der Schutzstaffel, bekannt abgekürzt als „SS“, ernannt und umfunktioniert wurde. Einer der Gründe, warum Menschen in Wewelsburg im später ebenfalls dort entstandenen Konzentrationslager Niederhagen in Gefangenschaft genommen wurden, war die Existenz von Homosexualität. Bereits lange vor dem Nationalsozialismus wurde Homosexualität rechtlich als Straftat aufgefasst und bestraft. Zu Gast im Projekt war die ehemalige Schülerin und jetzige Studentin Inga Horenkamp (Abitur 2022), die im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres im kulturellen Bereich die Sonderausstellung des Kreismuseums Wewelsburg zu diesem Thema entwickelt hatte. Gegenstand der Ausstellung ist nicht nur die historisch-politische Entwicklung der Gesetzeslage zum Umgang mit Queerness, sondern auch die Ergebnisse langer und komplexer Recherchearbeiten von Biografien einzelner Häftlinge sowie der politische und gesellschaftliche Umgang mit dem Thema Homosexualität bis heute. So hatten die Schülerinnen und Schüler des Projektes Gelegenheit mit einer Expertin zu arbeiten, um zum späteren Zeitpunkt weitere Schulklassen selbst durch die im Schulgebäude aufgebaute Sonderausstellung zu führen.  

Die politische Entwicklung des Umgangs mit Queerness hält bis in die Gegenwart an. Die heute gebräuchlichen Begriffsdifferenzierungen der LGBTQIA+ Bewegung machen darauf aufmerksam, dass wir in einer vielfältigen Gesellschaft leben. Während uns Inga Horenkamp in der Auseinandersetzung mit der Historie der Wewelsburg unterstützte, bot uns Victoria Drüke als weitere Gästin einen Einblick in die Gegenwart. Als Transfrau berichtete Victoria sehr aufgeschlossen ihre ganz persönlichen Erlebnisse, ihre Erfahrungen mit der Gesellschaft und beantwortete die unterschiedlichsten Fragen. Wie es zu dem Wendepunkt in Vickys Leben kam, als sie sich zu ihrer Identität bekannte, welche Erfahrungen sie mit Anfeindungen sowie Übergriffen als Transfrau bereits erlebt hat und immer wieder im Alltag erfährt, schilderte sie den Schülerinnen und Schülern auf ausführliche Weise. Aber die bestärkenden Gesten von hilfsbereiten Menschen oder die Freude über winzig kleine sichtbare Regenbogenflaggen zur Bekennung  zur Akzeptanz von Queerness bekräftigen ihre Zuversicht und das Gefühl einen Platz in der Gesellschaft zu haben.  

Wir danken unseren beiden Gästinnen für ihr Engagement und den bereichernden Austausch über geschichtliche und gegenwärtige Geschehnisse. Initiiert und begleitet wurde das Projekt von Frau Cramer, Frau Knoop und Frau Walther.  

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